© Horst Bauer Industrielle Ansichten

Mein Kommentar

Kein Ventil, um Luft abzulassen, sondern Auseinandersetzung mit dem, was ich nicht ändern kann
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Gehen keine Großprojekte mehr?

Was ist nur mit unserer ehemaligen Industriegesellschaft los? Täglich nehmen Proteste und Politikerreden gegen technische Projekte erheblichen Platz in den Zeitungen ein. Ruhestörung durch Baumaschinen, Staub im Vorgarten, alles was mit Arbeit zu tun hat erscheint unerträglich. Der Lebensraum der Mopsfledermaus ist neuen Eisenbahnstrecken im Weg und die Rieslingreben an der Mosel verwelken beim Anblick der Pläne einer neuen Brücke.
Lieber lassen wir Atommüll in Hallen herumstehen als ihn zu einer sichereren Aufbewahrung zu fahren. Natürlich wollen wir auch keine neuen Bahnhöfe in der Innenstadt. Lieber fahren wir mit dem Auto, weil ja die Bahn so langsam ist.
Seltsamerweise war beim Neubau des Regierungsviertels in Berlin kein Protest in den Nachrichten, auch wenn die Politik dadurch nicht populärer wurde und an Ausgaben nicht sichtbar gespart wurde. Zwei Welten?
Wir werden zunehmend großtechnikfeindlich. Technik als Spielzeug ist ja schön. Keiner protestiert dagegen, dass er dauernd den PC angeschaltet haben muss oder immer das neueste Auto braucht. Aber wenn dafür Strom produziert und Öl gefördert wird, scheint das Ende der Welt greifbar.
Natürlich muß der Strom erneuerbar sein und die Autos der Anderen müssen mit diesem Strom fahren, aber dafür Staudämme bauen und Überlandleitungen verlegen geht natürlich garnicht.
Großprojekte gehen weiterhin. Fabriken und Atomkraftwerke in China, Ölbohrinseln im Golf von Mexiko, Gaspipelines durch Sibirien. All das gefährdet weder den Lebensraum der Mopsfledermaus noch läßt es Lastwagen vor dem Wohnzimmerfenster vorbeifahren. Und die Zwecklügen der Politiker zur Durchsetzung der Projekte entrüsten hier niemanden.
Solange der Strom aus der Steckdose kommt, Fertigessen im Kühlschrank steht und der Bildschirm flimmert, wozu etwas Neues bauen?
Wir wollen Brot und Spiele, aber nehmt und nicht unsere Ruhe durch Arbeit und Industrie!

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