| © Horst Bauer | Industrielle Ansichten | |
Mein Kommentar Kein Ventil, um Luft abzulassen, sondern Auseinandersetzung mit dem, was ich nicht ändern kann. |
Schandfleck Industrie? Der Vorsitzende der Ruhr 2010 GmbH, Dr. Fritz Pleitgen, bezeichnete kürzlich Industriebetriebe im Ruhrgebiet als Schandflecke. Seine Ruhr 2010 GmbH erweckt den Eindruck, als würde man Industrie durch ruhrgebietsunabhängige Kultur ersetzen und dies zur wirtschaftlichen Grundlage der Region machen. Die Industrie soll in der ehemaligen Industrieregion vergessen werden, die Region soll eine neue Identität bekommen. Wenn man nun nichts mehr mit Industrie zu tun haben will, wovon sollen dann die Menschen leben? Davon, dass sich Menschen gegenseitig mit Theater, Musik und Gemälden die Freizeit vertreiben, soll die Region leben? Ich würde mich nicht trauen, so eine Idee in der Öffentlichkeit zu verbreiten. Wenn man die Realität nicht ausklammert sieht man bald, dass die Unterhaltung der Mehrheit der Bevölkerung aus dem Fernsehen kommt und die als Zukunftskonzept beschworene Kultur eine reichlich elitäre Sache ist, die die Mehrheit eher befremdet. Deshalb muss die Finanzierung der Kultur unfreiwillig durch Steuern geschehen. Für die Bedürfnisse der Befölkerungsmehrheit, die diese auch freiwillig finanziert, werden indes durch Videokopierer, Onlineshops und Fabriken in Asien befriedigt. Statt Dienstleistungen kaufen Leute lieber Billigprodukte. Dies sind aber Industrieerzeugnisse. Die produzierende Industrie sieht auch nicht schöner aus als die alte Schwerindustrie, für die man sich schämt. Nur ist sie weit weg unsichtbar in Asien. Praktizieren wir eine neue Art von Kolonialismus durch Auslagerung von Schandflecken und Umweltverschmutzung? |
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