| © Horst Bauer | Industrielle Ansichten | |
Mein Kommentar Kein Ventil, um Luft abzulassen, sondern Auseinandersetzung mit dem, was ich nicht ändern kann. |
Industrielle Verdummung? Die Industrie braucht Intelligenz. Intelligenz kostet Geld und Zeit. Also optimiert man den Einsatz von Intelligenz. Wie man das macht, hat Prof. Gunter Dueck in seinem Buch "Lean Brain Management" beschrieben. Bei der Optimierung der Intelligenz scheint man inzwischen so weit zu gehen, diese auf breiter Basis abzuschaffen oder zumindest zu reduzieren. Die Industrie will eine praxisorientierte Ausbildung. Also keine Zeit- und Geldverschwendung um Schülern und Studenten Dinge beizubringen, die die Industrie nicht benötigt. Die Freizeitindustrie braucht Medienkonsumenten, nicht kritische nachdenkliche Selbstdenker. Aus Sicht eines Technologiezyklus scheint dieser Ansatz richtig. Vor 20 Jahren brauchte man regelmäßig Akademiker, um einen Computer einfach nur in Betrieb zu halten. Später reichte eine Lehre, inzwischen ab und zu ein Tip von einem Bekannten oder der Anruf bei einer nervenden Hotline. Auch ein Autos braucht keinen als Mechaniker ausgebildeten Chauffeur mehr, und Tanken können wir ohne einen von der Handwerkerinnung geprüften Tankwart. Wäre das nicht so, gäbe es wesentlich weniger Autos. Aber wieso wird deshalb die Bildung reduziert? Bachelor statt Diplom. Bedienung standardisierter Computerprogramme statt Schönschreiben. Die Zuschüsse an Bildungseinrichtungen richten sich nach der Abbrecherquote, Schulen mit niedrigen Anforderungen werden belohnt. Der Zeithorizont des meisten Manager reicht zum nächsten Quartalsabschluß, vielleicht gerade noch zum Jahresabschluß oder Projektende. Was danach kommt, weiss sowieso niemand, deshalb verschwendet man keine Zeit darauf, darüber nachzudenken. Deshalb sollen die Universitäten die Studenten sofort einsatzfähig ausspucken, versehen mit den gerade benötigten Fertigkeiten und nicht mehr. Aber die Technik ändert sich. Wenn die Studenten nach ihrer Schnellausbildung nicht in der Lage sind, am technischen Fortschritt zu arbeiten, dann tun dies Leute aus dem Ausland, die noch etwas weiter zu denken gelernt haben. Dann werden die Fertigkeiten aus der Turboausbildung unbrauchbar, die Ausbildung wird wertlos, der Mensch arbeitslos. Erst dann zeigt sich der Wert der Schulung von Grundlagen, die den altmodisch gebildeten Menschen in die Lage versetzen, sich in neue Dinge einzuarbeiten, neue Techniken zu gestalten und sich und die Welt weiterzuentwickeln. Die Investition in Bildung, die über das aktuelle Modewissen hinausgeht, wird zur Voraussetzung zur Weiterentwicklung. Und wer sich nicht weiterentwickelt, geht unter. Gerade verlieren wir Europäer unsere Kompetenz. Es ist Zeit, wieder in Bildung zu investieren. Nehmt den Schülern Gameboy, Fernsehen, Laptop und andere Ablenkungen weg, lasst sie spielen und phantasieren, lehrt sie wieder schreiben, rechnen, denken und erfinden. |
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