Mein Kommentar
Kein Ventil, um Luft abzulassen, sondern Auseinandersetzung mit dem, was ich nicht ändern kann.
Unsere Dienstleistungslandschaft verändert sich. Gestern schloß das letzte Kaufhaus in der benachbarten Kreisstadt, nun sollen die Postagenturen von der Post aufgegeben und an Einzelhändler vergeben werden.
Mit der in meinem früheren Beitrag diskutierten Selbstbedienungsgesellschaft hat das auf den ersten Blick nichts zu tun, man kauft nur woanders. Es scheint vielmehr eine konsequente Reaktion auf Veränderungen im Markt. Industrien und Großhändler haben die Möglichkeit, den Einzelhandel und die damit verbunden Kosten zu umgehen. Der Kunde nimmt gern die Gelegenheit wahr, über ein Internetportal Leistungen abzurufen, anstatt mühsam in die Stadt zu gehen, einem Verkäufer klar zu machen, was er will, um dann nach umständlicher Prozedur endlich die Leistung zu erhalten. Und dann noch die Öffnungszeiten!
Also doch wieder Selbstbedienung. Email statt Brief, die Postkarte online frankieren und am nächsten Supermarkt einwerfen. Der Einzelhandel wird umgangen. Man nutzt den Kontakt mit lebendigen Verkäufern nur noch, wenn man nicht genau weiss, was man will, oder die Sache erstmal ansehen möchte. Da der Paketbote meist kommt, wenn man nicht zuhause ist, holt man die Sache lieber an der automatischen Packstation ab.
Natürlich verbleiben diese Restleistungen, die mit Beratung verbunden sind oder inkompetente Kunden versorgen. Aber das reduzierte Volumen läßt nur noch die Alternative, Synergien mit anderen Verkaufsoperationen zu suchen. Also Post im Supermarkt. Nach Brot, Fleich und Wurst, Bank, Kleidung, Getränke nur ein weiteres Angebot.
Ich sehe schon Ringdörfer und Ringstädte entstehen. Leere Geschäfte und Billigwohnungen im Zentrum, Neubaugebiete und Einzelhandel mit Parkplätzen ringförmig darum verteilt. Die Menschen treffen sich nicht mehr in der Stadt, sondern im Internet.
Ich freue mich schon auf die Gegenbewegung, die Wiederbelebung der Stadt.
