| © Horst Bauer | Industrielle Ansichten | |
Mein Kommentar Kein Ventil, um Luft abzulassen, sondern Auseinandersetzung mit dem, was ich nicht ändern kann. |
Industrielle Euphemismen. Viele meiner Seiten beschäftigen sich mit dem Abbau unserer Industrie. Das ist meist damit verbunden, dass die Menschen, die vorher an den abgebildeten Orten gearbeitet haben, kein Einkommen aus ihrer Arbeit mehr beziehen und ihre Erfahrungen, Kenntnisse und Fertigkeiten wertlos werden. Dieser Prozess ist dramatisch, für viele Menschen negativ und kann deshalb so in der Öffentlichkeit nicht ohne zu erwartenden Schaden für den abbauenden Betrieb dargestellt werden. Man muss positiv in die Zukunft sehen. Alles wird gut, nur nicht an die Verlierer denken. Hier kommt die uralte Technik der Schönrede ins Spiel. Aus Abbau wird Rückbau. Einkommensverlust wird zu Arbeitslosigkeit, Fortbildung ersetzt Wertverlust des Wissens. Die Betroffenen, eigentlich die Verlierer, sehen das anders. Sie fangen bei Null an. Die öffentliche Schönrede muss auf sie wie Zynismus wirken, erscheint zumindest nicht ehrlich. Sie haben Arbeit und Unannehmlichkeiten vor sich, die aber als Herausforderung - besser noch modisch ausländisch als Challenge - abgetan werden. Die von ihnen erwartete Leistung wird heruntergespielt. Eine Lücke zwischen Gewinnern und Verlierern entsteht, wird aber rhetorisch überspielt. Die Weiterentwicklung von Industrie, Wirtschaft und Gesellschaft ist natürlich und nicht zu stoppen. Wer da nicht mitmacht, bleibt zurück. Die Industrieführer wollen nicht zurückbleiben und gehen weiter. Nicht immer wollen oder können sie die Angestellten dabei mitnehmen, und nicht immer wollen oder können diese mitkommen. Dann sind die Angestellten die Verlierer. Bleibt die Firma insgesamt stehen, verlieren alle. Ich weiß nicht, warum man das schönreden muss. Die Wirtschaft beklagt den Vertrauensverlust ihrer Führer. Vielleicht würde etwas mehr Ehrlichkeit helfen. |
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